Liebe Anke,Lieber Kristian,Liebe Lieblinge,
Happy New Year – ein frohes neues Jahr Euch allen!
Ali und ich melden uns endlich mal wieder zusammen aus Singapur.
Meine letzte Geschichte von meinem Besuch bei Ali’s Eltern in Indien liegt nun auch schon wieder etliche Monate zurück – dazwischen war ich in Lissabon wegen der Renovierung (immer noch eine grosse Baustelle – Lug – Betrug – Hinhalten – zum kotzen!); ich fühle sehr mit unseren Arbeitern vor Ort *Satire Anfang*, denn ich habe noch nie erlebt, dass so viele Omas gestorben sind, Hamster husten haben, der Hund zum Arzt musste oder dass der Verkehr so schlimm war, dass man nicht zur Arbeit kommen konnte. *Satire Ende* – und währenddessen hat Ali hier weiter in Singapur gearbeitet.
Die Zeit – immerhin 5 Monate am Stück – getrennt von einander hat uns noch einmal gezeigt wie sehr wir uns lieben und wie sehr wie wir beide daran arbeiten einen Neustart in Portugal zu machen.
Manchmal tut es ganz gut als Paar getrennt zu sein – doch 8 Stunden Zeitunterschied und 12.000 km sind schon eine Herausforderung und dann wenn man spricht geht es meist nur um die Wohnung und Unfreundliche Dinge – das war keine tolle Zeit. Es zieht sich leider alles noch ein bisschen – aber – wir hoffen, dass die Odyssee bald ein Ende hat und wir in der ersten Jahreshälfte umziehen können. Es ist nun wirklich Zeit – denn immer zwischen den Welten zu hängen ist doch sehr anstrengend.
Ali fliegt morgen wieder einmal nach Lissabon für einen Monat – diesmal hoffentlich, um die Renovierung abzuschließen oder – worst case scanario – die Arbeiter alle rauszuschmeissen und Neue zu finden. Ich werde in der Zwischenzeit hier weiter ausmisten und Kisten packen.
Dies das Update für die Ali & Xaver Saga – und hier noch eine kleine fröhliche Geschichte, die wir gerne mit Euch und den Lieblingen teilen wollen.
Es geht um meine Mutter Sonja: manche mögen sich erinnern, dass ich schon einmal geteased habe:
1940 in Deutschland geboren, in Brasilien aufgewachsen – mit Romy Schneider und Alain Delon in Paris “abgehangen”.
Kurz auch mal für Christian Dior gemodelt – dann in Tokio als Hostess bei den Olympischen Spielen – auch im Fernsehen dort als Deutschlehrerin – danach Hong Kong mit Ikebana Schule – zurück nach Deutschland und Lufthansa Party Service aufgebaut – Pharmareferentin – Maklerin – Frankfurter Gesellschaft “Schickeria” – etc etc.
Alles in allem 3 Ehen (eine davon in den Adel) – 2 Jungs – und eine Menge Geschichten, die ich im Moment sammele und als Buch herausgeben will.
Sonja war uns das letzte Mal vor 2 Jahren in Singapur besuchen – es war ihr 15. oder 16. Besuch in all den Jahren hier.
Damals ging es ihr hier nicht so gut und wir haben alle beschlossen, dass es wohl die letzte grosse Reise sein sollte.
Doch weit gefehlt! Wir wussten damals nicht, dass sie eine akute Gallenkolik hatte und es ihr deshalb so schlecht ging.
Nach einer kurzen Operation war sie recht schnell wieder auf den Beinen und endlich die Schmerzen los.
Mitte letzten Jahres – wie es wohl so üblich ist – gingen dann bei Ihr die Gedanken los “Wo verbringe ich Weihnachten und Neujahr?”
Sie war eingeladen bei meinem Bruder Nikolai und seiner Familie zu feiern aber hat sich dann aber gedacht: “Warum nicht noch mal Singapur? – Das letzte Mal”
Dazu kam noch, dass ihre beste Freundin Ulla, deren Tochter hier Lehrerin an einer internationalen Schule ist, auch die gleiche Idee hatte.
Ulla und Tochter Trixi hatten auch schon eine Reise nach Vietnam geplant – und so kam es dann, dass es nicht viel brauchte hat um Sonja zu überreden hier her zu kommen.
Gesagt getan – Flug gebucht – und dazu noch den Rollstuhl Service.
Sonja mit ihren jugendlichen 84 Jahren hat sich immer gesträubt in einen Rollstuhl zu gehen – doch heute will sie auf diesen speziellen Service beim Reisen nicht mehr verzichten.
Sie kann wirklich nicht mehr diese langen Strecken am Flughafen laufen. In Frankfurt ist der Service – egal welcher Klasse man reist – recht ernüchternd.
Langes warten – dann wurde sie nicht sofort mitgenommen von dem Service – einfach sitzen gelassen – und das bei der ganzen Aufregung ob des langen Fluges.
Wir haben extra Singapore Airlines gebucht, denn wir sind kein grosser Fan von Lufthansa auf der Langstrecke – doch der Bodenservice ist leider nicht wie hier in Singapur.
Sonja hat es mit Humor genommen: “Ich sehe ja noch so jung aus – daher dachten die nicht, dass ich Hilfe brauche”. Ich glaube sie hatte Recht.
Ich habe sie natürlich hier am Flughafen abgeholt; in Singapur ist es sehr schön, denn der gesamte Gepäckbereich ist mit Glasscheiben von dem Aussenbereich getrennt. Man kann also genau beobachten wer wo ankommt und wer wo hinläuft etc. Ich stand also auf der anderen Seite und habe gewartet und gewartet. Ich konnte dann auf der Anzeige von Kofferband sehen “SQ 25 – Frankfurt – First Bags arrived” und dann auch “Last Bag delivered” – Immer noch kein Zeichen von meiner Mutter. Ich kenne das sonst immer nur von Ali – Flugzeug gelandet – ab durch die automatische Immigration und dann schwups ist er da. Das war hier nicht so.
Doch dann habe ich sie endlich erspäht – im Rollstuhl wie bestellt – der Koffer war schon lange da und ich war ein bisschen geschockt.
Sie sah leider wirklich aus wie man sich eine alte Frau vorstellt. Komplett erschöpft und in sich zusammengefallen.
Angekommen bei uns – ohne dass wir wirklich viel gesprochen haben – ging sie gleich wie in Trance in den 2. Stock in ‘Ihr’ Zimmer. Sie kennt ja unser Haus.
Und dann habe ich sie die nächsten 24 Stunden erstmal nicht gesehen. Ich schaute immer mal nach Ihr aber sie hat einfach nur durchgepennt.
Doch dann begann so langsam die Transformation!
Ich hatte auf Ihren Wunsch schon ein paar Termine ausgemacht für die kommenden Tage.
Grosses sightseeing brauchte sie nicht – es ging jetzt erstmal nur um das Wohlfühlen.
Das begann natürlich immer mit einem guten Frühstück bei uns zu Hause mit frischen Früchten jeden Morgen – Brötchen und einer Stunde quatschen.
Dann ging es aber los: Erster Stop: Maniküre und Pediküre – hier deutlich billiger als in Deutschland.
Dann zum Frisör – auch etwas was sie sich aufgespart hat.
Also schicke Finger und Füsse – neuer Harrschnitt – was fehlt dann noch – na klar – 2 Tattoos!
Jawohl – Sonja hat sich zum 2. Mal tätowieren lassen – an einer für sie sehr wichtigen Stelle – den Augenbrauen.
Mit 84 hat man leider nicht mehr viel Haare an den Augenbrauen und ihr wurde wieder ein “Gesicht” gegeben.
Und BAM! Da stand plötzlich eine ganz neue Mami vor mir.
Neue Haare – neue Nägel – aufgefrischtes Gesicht – ein ganz neues Selbstwertgefühl.
Ihr Energielevel stieg immer mehr – das war auch gut so, denn wir standen dann vor unserer kleinen Reise nach Vietnam.
Ich war geschäftlich immer mal wieder in Ho Chi Minh City (Saigon) und in Hanoi – aber wir haben uns Dank Sonjas Freundin dann Hoi An ausgesucht.
Eine kleine Stadt an der Ostküste, die nicht von dem Krieg betroffen war und immer noch ganz wunderhübsch erhalten ist.
Die Reise war auch für mich aufregend – dank Rollstuhl Service am Flughafen mal wieder eine einzige Erleichterung.
Ich habe uns ein kleines Boutique Hotel gebucht am Strand – also nicht in der Innenstadt.
Im Sommer sicherlich deutlich mehr los – wir waren jetzt im Winter dort und es hat nur geregnet – hat uns beiden überhaupt nichts ausgemacht. Es war eigentlich herrlich.
Nach dem Frühstück um 9h00 haben wir uns dann in unsere Zimmer verzogen (jeder eines) und noch einmal zu den Klängen von dem Regen geschlafen.
Ich wollte mich ja auch ein bisschen nach der Lissabon Odyssee ausruhen und Sonja war super happy mit ihrem Buch im Bett.
Doch dann wollten wir natürlich noch die Stadt besichtigen und Hoi An ist sehr bekannt für seine Schneider und Stoffe.
Das war auch mit ein Grund der Reise.
Also wir sind dann los in einen Laden, der uns von Sonja’s Freundin empfohlen wurde. Dort wurden wir auch herzlich begrüßt und beraten.
Nach einer Stunde sind wir dann dort herausgekommen mit einer Order für 5 Blusen – 2 Hosen – 2 Jackets. Anprobe am nächsten Tag und dann Lieferung in unser kleines Hotelchen.
Die Anprobe am nächsten Tag lief super – bisschen hier kürzen bisschen da enger machen. Sonja und ich waren begeistert!
Nach 6 Tagen in Vietnam sind wir dann wieder nach Singapur zurück gekommen. Ali, der leider nicht mitkommen konnte, hat auf uns gewartet und uns mit Königsberger Klopsen zum Abendessen überrascht. Das war ein Festessen und so voller Liebe von ihm vorbereitet.
Wir haben dann noch die Tage alle hier zusammen mit Sonja genossen.
Waren im Botanischen Garten und in dem atemberaubenden Orchideen Garten (man kann hier kostenlos Rollstühle ausleihen und ich habe dann Sonja durch den Garten geschoben).
Dann waren wir noch auf dem Marina Bay Sands Hotel und haben auch noch eine Bootsfahrt gemacht. Etc. Etc.
Was ich eigentlich mit meiner kleinen Geschichte sagen möchte ist, dass ich so dankbar bin, dass meine “alte” Mami noch so fit ist.
Ich danke wem auch immer der auf uns aufpasst jeden Tag dafür.
Und ich bewundere die Tatkraft einer 84 jährigen Mutter, die noch mal sagt – “jawohl – ich will noch mal los und mehr von der Welt sehen”.
Also ist diese kleine Geschichte allen gewidmet, die ähnliches erleben und ich ermutige noch so viel Zeit mit den Eltern zu verbringen wie es geht.
Diese letzten 3 Wochen, die meine Mami hier war – waren ein absolutes Geschenk!
Wir freuen uns schon wenn Sonja uns dieses Jahr in Lissabon besuchen kommt – vielleicht kommen auch Ali’s Eltern dazu – das wäre der absolute super-knaller.
In diesem Sinne Euch allen erst einmal ein frohes und gesundes Neues Jahr!
Euer Xaver und Ali
PS: Zu Eurer immer wiederkehrenden Frage wie lange man sich ein “Frohes Neues Jahr” wünschen kann;
Für uns hier in Asien stellt sich diese Frage nicht wirklich, denn ab dem 29.01.beginnt hier das Chinesische Neue Jahr im Zeichen der Schlange.
Daher wünschen wir uns hier alles immer wieder “Happy New Year’S”.
Was das Zeichen der Schlange uns bringt und wie es bei uns weitergeht – na das erfahrt ihr (bei Interesse) natürlich nur hier